Was ist Neuropsychologie?

Neuropsychologie ist eine Spezialdisziplin der Psychologie.

Psychologie allgemein beschäftigt sich mit den seelisch-geistigen Vorgängen: Was bestimmt unser Handeln? Wie funktioniert Lernen? Wie entwickeln und verändern sich geistige Fähigkeiten im Verlauf des Lebens? Wie entstehen Gefühle? Wie wirken sie auf das Lernen und unser Handeln? Wie kann es zu Störungen im seelisch-geistigen Bereich kommen und wie können sie behoben werden?

Klinische Neuropsychologie stellt sich diese Fragen aus einem besonderen Blickwinkel:

Wie sind diese seelisch-geistigen Vorgänge mit Teilen oder Eigenschaften des Gehirns verbunden? Wann immer wir etwas tun oder erleben, sind Nervenfasern (Neurone) in und außerhalb des Gehirns die Voraussetzung. Man bezeichnet sie daher auch als die neuronalen Grundlagen unseres Handelns und Erlebens. Richtig sichtbar wird ihre Bedeutung vor allem dann, wenn sie geschädigt werden.

Die Beziehung zwischen dem Gehirn und der Person ist keine Einbahnstraße. So, wie das erkrankte oder verletzte Gehirn uns verändern kann, kann umgekehrt das, was wir wollen, fühlen, denken und tun, unser Gehirn verändern. Dies ist ein ganz wesentlicher Ansatzpunkt für die neuropsychologische Therapie.

Das Gehirn verändert sich lebenslang: Es sammelt alles, was wir tun, denken, fühlen. Es koordiniert und bewertet diese Informationen und speichert sie. Bei jeder Aktivität nutzen wir diese Erfahrungen und erweitern oder verändern sie, wenn wir nicht direkt zum Ziel kommen. So können wir uns kontinuierlich den Anforderungen anpassen, die das Leben an uns stellt – oft ohne dass wir das wirklich als einen Lernprozess empfinden.

Eine erworbene Hirnschädigung etwa durch ein Schädel-Hirn-Trauma oder einen Schlaganfall ist eine plötzliche massive Veränderung von außen, die zu einem Zusammenbruch dieses Systems führt.

Nach einer Hirnverletzung muss sich der Betroffene selbst neu kennen lernen, Erfahrungen mit den Veränderungen sammeln, lernen, welche Ziele er jetzt mit welchen Strategien erreichen kann.

Diesen Lern- und Anpassungsprozess zu unterstützen ist eine wesentliche Aufgabe der neuropsychologischen Therapie. Sie verfolgt über verschiedene methodische Wege das Ziel, den Patienten zum Experten für seine eigenen Störungen zu machen und ihm damit ein Maximum an selbstbestimmten Leben zu ermöglichen.